Durch harte Arbeit, Fleiß und Sparsamkeit wird man reich
Reich durch Arbeit?
Die Möglichkeit Vermögen anzuhäufen, hängt vom jeweiligen Einkommen und der Sparquote ab. Nur wer überdurchschnittlich gut verdient, kann einen Teil auf die Seite legen. Problematisch ist dabei, dass die Lohneinkommen seit Jahrzehnten hinter der Produktivitätsentwicklung zurückbleiben: Die Reallöhne sind zwischen 2000 und 2013 im Schnitt um nur 0,3% pro Jahr gestiegen (WKO). Auch die Sparquote ist im Sinken begriffen: Lag sie 2007 noch bei 11,6%, fiel sie bis Anfang 2014 auf 6,1%. (Statistik Austria).
Reich durch Kapitaleinkommen?
Ihr Geld "für sich arbeiten lassen" können nur die reichsten 5% der Haushalte - sie verfügen bereits über so viel Vermögen, dass dessen Rendite einen nennenswerten Beitrag zum Haushaltseinkommen leistet. Das reichste Prozent kann sich zum Beispiel über monatliche Einnahmen von rund 8.000 Euro aus Kapitaleinkommen freuen und verdient alleine damit jährlich rund 100.000 Euro.
Reich durch Erbschaften?
Reiche erben sowohl mehr, als auch öfter. Während von den ärmeren 40% der Haushalte nur gute 10% eine Erbschaft mit circa 15.000 Euro erwarten können, erbt das reichere Zehntel mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 75% und einem Durchschnittswert von 310.000 Euro. Bei einem mittleren Haushaltseinkommen von 32.843 Euro pro Jahr (Median, Statistik Austria) und der aktuellen Sparquote von 6,1% würde es 155 Jahre dauern, bis so eine Erbschaft erarbeitet ist. Erben macht also nur jene reich, die es ohnehin schon sind.
Gender Gap
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es eine markante Schieflage: Frauen sind sowohl bei Einkommen und Vermögen als auch bei Erbschaften benachteiligt. Weibliche Single-Haushalte besitzen knapp die Hälfte von männlichen Single-Haushalten und erben deutlich geringere Vermögen. In absoluten Werten bedeutet das, dass weibliche Single-Haushalte mit im Durchschnitt 110.000 Euro ein deutlich niedrigeres Nettovermögen als männliche mit etwa 194.000 Euro haben.
Harte Arbeit, Fleiß und Sparwille führen in der Regel nicht zum großen Reichtum. Hohe Erbschaften haben nur bereits vermögende (Männer) zu erwarten.
Quellen
AK Wien (2014): Top-Vermögen und Einkommen in Österreich. Neue Zahlen und Fakten.
Statistik Austria: Sparquoten Österreich, Jahres- und Quartalsdaten. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (16.7.2014)
WKO (2014): Einkommensentwicklung. Veränderung der realen Pro-Kopf-Verdienste (in %)
Ohne Armut kein Reichtum: Perspektiven, Jahoda-Bauer Institut, http://jahoda-bauer-institut.at/wp-content/uploads/2014/05/Perspektiven_4_2014_Verteilung.pdf
www.verteilung.at - Das Informationsportal zeigt die Verteilung von Einkommen, Vermögen und Steuerleistung in Österreich.
Es gibt gleiche Bildungschancen, sie müssen nur genutzt werden
Bildung und Einkommen
In der Regel entscheidet das Bildungsniveau über die Höhe des Einkommens und damit auch darüber, wie viel im Laufe des Lebens erspart werden kann. So verdienen HochschulabsolventInnen im Schnitt rund 50% mehr als Personen ohne mittleren Bildungsabschluss. Damit ist klar, dass nur ein gerechter Zugang zu Bildung gleichere Chancen auf ein hohes Einkommen sicherstellen kann (Bruneforth/Lassnigg 2012, 174).
Auch Bildung wird vererbt
Ähnlich wie Vermögen und Besitz wird auch der Bildungsstand über Generationen hinweg weitergegeben: Je höher das Bildungsniveau der Eltern, desto höher ist meist jenes der Kinder. Kinder aus einem AkademikerInnenhaushalt erreichen zu 54% selbst einen akademischen Abschluss. Im Gegenzug dazu sind es in Familien in denen beide Elternteile einen Pflichtschulabschluss haben nur 6% (ebd., 53).
Die geringe Bildungsmobilität zeigt sich noch deutlicher in Familien mit Migrationshintergrund, insbesondere wenn beide Eltern außerhalb der EU geboren wurden und die Alltagssprache zu Hause nicht Deutsch ist. Für diese Kinder ist es besonders schwer, einen gesellschaftlichen Aufstieg zu schaffen. 48% aller Eltern haben maximal einen Pflichtschulabschluss, bei Personen ohne Migrationshintergrund beträgt dieser Anteil aber nur 33%. Kinder mit Zuwanderungsgeschichte sind daher in Hauptschulen, Neuen Mittelschulen und Sonderschulen überrepräsentiert, während ihr Anteil in Gymnasien unterdurchschnittlich ist. Diese Spaltung im Bildungssystem spiegelt sich auch bei den zu erwartenden Einkommen wider.
Das Gleiche gilt für Erbschaften: Innerhalb der Haushalte mit akademischen Abschluss finden sich um 15,3% mehr Erben als in der Gesamtbevölkerung. Damit wird deutlich: Bildungschancen sind Lebenschancen!
Die Wahrscheinlichkeiten auf gute Bildung, große Vermögen und hohe Erbschaften gehören zusammen und trifft nur die gleiche Gruppe von Menschen. Gleich Bildungschancen für alle, unabhängig von der Herkunft ist also nur ein Mythos.
Quellen
Altzinger et al. (2013): Intergenerationelle soziale Mobilität in Österreich. Lebensstandard. Statistische Nachrichten 1/2013, Wien
Bruneforth, Michael / Lassnigg, Lorenz (2012): Nationaler Bildungsbericht Österreich 2012, Band 1. Das Schulsystem im Spiegel von Daten und Indikatoren, Wien
Bruneforth, Michael / Herzog-Punzenberger, Barbara / Lassnigg, Lorenz (2012): Nationaler Bildungsbericht Österreich 2012, Indikatoren und Themen im Überblick, Wien
Bildung in Zahlen 2011/12: Schlüsselindikatoren und Analysen. Statistik Austria, Wien
Der Mittelstand ist die Regel
Welche Mitte?
Die gesellschaftliche Mitte (definiert als die drei mittleren Fünftel der Haushalte) hat in Österreich im OECD-Vergleich seit den 1990er Jahren am meisten verloren. Mit dieser steigender Ungleichheit bei den Vermögen wird auch das Bild des Mittelstandes immer weniger aussagekräftig.
Selbsteinschätzung
Wenn sich Menschen selbst einer sozialen Schicht zuordnen sollen, wählen sie am häufigsten die - relativ gesehen - schrumpfende Mittelschicht. Je reicher und privilegierter der eigene Status, desto stärker wird er unterschätzt: 99% der Reichsten aus den obersten 10% zählen sich selbst noch zur Mitte. Dabei liegt das mittlere Einkommen (der Median) für Angestellte bei 1.995 Euro, für ArbeiterInnen bei 1.605 Euro brutto. Wenn also bei einem Einkommen von 3.500 Euro brutto von der Mittelschicht die Rede ist, dann betrifft das in der Realität nur 9,8% aller EinkommensbezieherInnen (Statistik Austria)
Vermögensmittelschicht?
Bei einem Blick auf die Vermögensverteilung ist beinahe keine Mittelschicht mehr zu finden: Fast zwei Drittel (63%) der Bevölkerung verfügen über weniger als ein Zehntel (8%) des Gesamtvermögens. Das reichste Prozent der Haushalte besitzt mit einem durchschnittlichen Nettovermögen von 12,7 Millionen Euro in Summe deutlich mehr als 90% der Bevölkerung zusammen (AK 2014, 6).
Reiche rechnen sich selbst ärmer, Arme werden reich gerechnet. Das und die Angst vor dem eigenen Abstieg führen dazu, dass soziale Ungleichheiten verschleiert werden und eine Mehrheit für Steuergesetze, die die Oberschicht einseitig privilegieren, zu gewinnen ist. Mittlere und untere Einkommen werden immer stärker durch Massensteuern und einkommensbezogene Abgaben belastet, während die obersten zehn Prozent entlastet werden. Da aber viele meinen zur Mitte zu gehören, fühlen sie sich kaum benachteiligt.
Wir leben keineswegs in einer gleichen Gesellschaft. Vielmehr verschwindet die sogenannte Mittelschicht und die Ungleichheit wächst zusehends.
Quellen
AK Wien (2014): Top-Vermögen und Einkommen in Österreich. Neue Zahlen und Fakten, Wien
Statistik Austria: Sparquoten Österreich, Jahres- und Quartalsdaten. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Abgerufen unter: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/nichtfinanzielle_sektorkonten/index.html (16.7.2014)
WKO (2014): Einkommensentwicklung. Veränderung der realen Pro-Kopf-Verdienste (in %). Abgerufen unter: http://wko.at/statistik/eu/europa-einkommensentwicklung.pdf
Bestände und Verteilung der Vermögen in Österreich: Paul Eckerstorfer, Johannes Halak, Jakob Kapeller, Bernhard Schütz, Florian Springholz, Rafael Wildauer, 2013, Linz
www.verteilung.at - Das Informationsportal zeigt die Verteilung von Einkommen, Vermögen und Steuerleistung in Österreich.
Sozialer Aufstieg ist das Ergebnis eigener Anstrengungen
Soziale Mobilität
Der spätere finanzielle und gesellschaftliche Status eines Kindes hängt stark von jenem der Eltern ab. Kinder aus reichen Familien weisen in der Regel später selbst wesentlich höhere Einkommen auf als Kinder aus weniger privilegierten Haushalten. Die sogenannte soziale Mobilität ist in Österreich gering: Gesellschaftliche Unterschiede bleiben über Generationen hinweg bestehen oder verschärfen sich noch weiter. (Altzinger et al. 2013, 48)
Eliten reproduzieren sich
Am oberen Ende findet sich die Elite, die durch eine gläserne Decke von der restlichen Gesellschaft getrennt ist. Man bleibt ohnehin lieber "unter sich" - auf Privatschulen, Universitäten, oder Charity-Clubs. In diesen Gruppen konzentrieren sich Vermögen, Macht und Einfluss.
Die ungeschriebenen Regeln der Wirtschaftselite werden innerhalb weniger privilegierter Familien weiter gegeben, ohne dass sich Außenstehende an diesem Prozess beteiligen könnten. Somit zieht sich eine unsichtbare, aber dennoch scharfe Trennlinie durch unsere Gesellschaft.
Der Familienname zählt
Ob jemand zur wirtschaftlichen Elite gehört, hängt nicht von der individuellen Leistung ab, sondern wird meist schon durch die Geburt festgelegt. Vererbt werden neben den finanziellen Ressourcen der Familie auch soziales und kulturelles Kapital: Netzwerke, soziale Normen, ein gewisser Verhaltenskodex und auch die richtige Ausdrucksweise.
Sozialer Aufstieg in elitäre Kreise ist nicht das Ergebnis persönlicher Leistung. Eliten reproduzieren sich und grenzen sich damit von der restlichen Gesellschaft ab. Diese gläserne Decke kann kaum durchbrochen werden.
Quellen
Altzinger, Wilfried / Lamei, Nadja / Rumplmaier, Bernhard / Schneebaum, Alyssa: Intergenerationelle soziale Mobilität in Österreich. Statistische Nachrichten 1/2013.
Michael Hartmann: Eliten und Macht in Europa. Ein internationaler Vergleich. Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2007.
Bourdieu, Pierre: Die verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften zu Politik & Kultur 1, Hamburg, 1997.
Clark, Gregory: The son also rises. Surenames and the history of social mobility, Princeton, 2014
Reiche schaffen Arbeitsplätze
Wer reich ist, besitzt große Vermögen. Oft wird davon ausgegangen, dass die Reichen ihr Geld auch in die Realwirtschaft investieren und dadurch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Um das zu klären, muss die Frage gestellt werden wie sich das Vermögen der Reichen zusammensetzt und was sie damit tun.
Arten von Vermögen
Vermögen kann in zwei Kategorien eingeteilt werden: Sach- und Finanzvermögen. Immobilien, Wertgegenstände und Waren aller Art gehören zum Sachvermögen, Aktien, Anleihen, Girokonten und unterschiedliche Finanzprodukte zum Finanzvermögen. Dass die erste Gruppe nicht für besonders viele Arbeitsplätze sorgt, liegt auf der Hand: Der Fuhrpark von Mateschitz Stronach oder Flick mag zwar beeindruckend sein, macht aber nur einen verschwindend kleinen Teil der gesamten Nachfrage nach Autos aus und die Luxusvillen der Swarovski-Familie wurden auch nicht von mehr ArbeiterInnen gebaut als Mehrfamilienhäuser.
Bleibt also noch die zweite Kategorie: Inwieweit werden Arbeitsplätze mit Finanzvermögen geschaffen? Über zwei Drittel der reichsten fünf Prozent halten Unternehmensbeteiligungen. Im Durchschnitt ist eine dieser Beteiligungen rund 1,2 Milliarden Euro wert. Ob diese Investitionen dazu beitragen, dass mehr Arbeitsplätze entstehen, hängt davon ab wo und mit welchen Erwartungen investiert wird.
Wo wird investiert?
Reiche investieren oft in börsennotierte Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten. Jedoch sind 99,7% aller Unternehmen in Österreich Klein- und Mittelbetriebe. Sie beschäftigen zwei Drittel aller Unselbstständigen und 7 von 10 Lehrlingen. Rund 90% der Betriebe sind Kleinstunternehmen, haben also nur bis zu 9 Beschäftigte. Diese Unternehmen sind auf kleinere Kredite angewiesen, um Arbeitsplätze zu sichern oder überhaupt erst schaffen zu können. Da Reiche jedoch einen großen Teil ihres Vermögens entweder in Großbetriebe oder in spekulative und risikoreiche Produkte im Finanzsektor veranlagen, fehlt in der Realwirtschaft für kleinere Betriebe das nötige Geld. Finanzmärkte wachsen also zu Lasten von Sachinvestitionen. (BMWFJ 2012, 3ff).
Warum wird investiert? Was wird erwartet?
Das zentrale Motiv bei Beteiligungen aller Art ist die Profitmaximierung: Eine möglichst hohe Rendite wird vom Investoren- zum Unternehmensziel. Die Situation verschärft sich noch weiter durch die Konkurrenz auf den Finanzmärkten. Rationalisierungen, Optimierungen und Effizienzsteigerungen sind die Folge - was im Klartext oft Einsparungen im Personalbereich, also Entlassungen, bedeutet.
Der Reichtum einiger Weniger schafft keine zusätzlichen Arbeitsplätze, sondern kann bei überzogenen Renditeerwartungen sogar zur Gefahr für Arbeitsplätze werden!
Quellen
Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (2012): Mittelstandsbericht 2012. Bericht über die Situation der kleinen und mittleren Unternehmungen der gewerblichen Wirtschaft, Wien.
International Labour Organization: Beschäftigung, Wachstum und soziale Gerechtigkeit.
9. Europäische Regionaltagung, Oslo, April 2013
Haltiwanger, John C./Jarmin, Ron S./Miranda, Javier: Who creates jobs? Small vs. large vs. young. National Bureau of Economic Research, Cambridge, 2010 (http://www.nber.org/papers/w16300.pdf.)
Horn, Gustav/Dröge, Katharina/Sturn, Simon/van Treeck, Till/Zwiener, Rudolf (2009): Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise (III). Die Rolle der Ungleichheit. IMK Report Nr. 41, 2009 http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_41_2009.pdf.
Der Reichtum der anderen motiviert
Der Reichtum der Einen motiviert die Anderen
Diese Idee basiert auf der Annahme, dass Ungleichheit als Motor für die Wirtschaft dient: Die Chance auf Reichtum erzeugt auf dem freien Markt Leistungsanreize, dadurch arbeiten Menschen härter und investieren mehr Zeit in ihr berufliches und finanzielles Fortkommen. So steigen Produktion und Innovationskraft, die Wirtschaft als Ganzes wächst und neue Arbeitsplätze entstehen. Die Reichen wirken also als Vorbild für harte Arbeit, Fleiß und Erfolg, soweit die Theorie.
Reichtum auf dem freien Markt?
Schon die Grundannahme dieser Vorstellung ist falsch: Großer Reichtum wird meist nur dann lukriert, wenn der Markt nicht funktioniert: Etwa durch Insiderinformationen und HochfrequenzhändlerInnen an der Börse, durch Monopolstellungen in einer Branche, durch ManagerInnenboni, die nichts mehr mit Angebot und Nachfrage zu tun haben. Die Chance auf Reichtum hängt also in den seltensten Fällen mit dem persönlichen Leistungswillen zusammen, sondern vielmehr mit unterschiedlichen Startbedingungen.
Rahmenbedingungen für erfolgreiche Unternehmen
Ideenreichtum und Innovationskraft sind die Grundlage für erfolgreiche Unternehmen und damit auch für individuellen Reichtum. Kreativität wird aber nicht durch Konkurrenzdenken und Existenzängste gefördert, sondern entfaltet sich am besten unter stabilen Rahmenbedingungen. Staatliche Unterstützung für PrivatunternehmerInnen - also die Begrenzung des individuellen Risikos und die Abschwächung von Ungleichheiten - bringt sowohl in der Grundlagenforschung als auch für konkrete Projekte große Vorteile, da der unmittelbare Kommerzialisierungsdruck abnimmt und freier, innovativer und kreativer gearbeitet werden kann.
Unüberwindbare Unterschiede
Doch selbst wenn man davon ausgeht, dass Menschen durch ungleiche Verteilung und konzentrierten Reichtum motiviert werden - weil sie an das Prinzip des Aufstiegs von der Tellerwäscherin zur Millionärin glauben - funktioniert dieser Mechanismus nur bis zu einem gewissen Punkt: Wenn nämlich die Unterschiede als zu groß und unüberwindbar wahrgenommen werden, führt das in die Resignation.
Menschen, die trotz harter Arbeit oder aufgrund mangelnder Arbeitsplätze keinen Wohlstand aufbauen können, werden durch den Blick auf einige wenige Privilegierte entmutigt statt motiviert.
Quellen
BEIGEWUM / ATTAC / DIE ARMUTSKONFERENZ, Mythen des Reichtums Warum Ungleichheit unsere Gesellschaft gefährdet, Wien, 2013.
Bauman, Zygmunt: Does the Richness of the Few Benefit Us All? New York, 2013.
Köcher, Renate: Aufstiegshoffnungen und Abstiegsängste. In: Volker Kauder, Ole von Beust (Hrsg.): Chancen für alle. Die Perspektive der Aufstiegsgesellschaft, Freiburg, 2008.
Reiche zahlen die meisten Steuern
Es gibt unterschiedliche Arten von Steuern und Abgaben durch die öffentliche Leistungen finanziert werden. Um zu bestimmen wer wie viel zum öffentlichen Haushalt beiträgt, müssen die Steuerarten getrennt voneinander betrachtet werden.
Besteuerung von Arbeit
Steuern auf Lohn und Einkommen machen ca. 20% der gesamten Abgaben aus und werden nach einem progressiven Schema eingehoben: Wer mehr verdient, zahlt auch prozentuell gesehen höhere Steuern – von null bis zu einem Grenzsteuersatz von 50% für jeden Euro des Monatsbruttoeinkommens über 5.700 Euro.
Sozialversicherungsbeiträge
Die Sozialversicherungsbeiträge machen mit rund einem Drittel den größten Teil der Staatseinnahmen aus. Sie sind proportional zum Einkommen zu bezahlen, gedeckelt mit einer Höchstbeitragsgrundlage von 4.530 Euro pro Monat. Ganz egal um wie viel das Einkommen diesen Betrag übersteigt, es muss trotzdem nicht mehr Geld eingezahlt werden. Dadurch ergibt sich eine regressive Wirkung: Je höher das Einkommen, desto weniger muss prozentuell abgegeben werden.
Ein Vergleich mit anderen EU-Ländern zeigt: Österreich weist eine überdurchschnittlich hohe Abgabenquote auf, die in erster Linie auf die Besteuerung von Arbeitseinkommen und die Sozialabgaben zurückzuführen ist (Reiss / Köhler-Töglhofer 2011, 29).
Indirekte Steuern
Einen weiteren beträchtlichen Teil seiner Einnahmen lukriert der Staat aus Konsumsteuern. Den größten Teil mit rund 20% macht die Umsatzsteuer aus, die beim Kauf jeglicher Waren oder Dienstleistungen anfällt. Niemand kann sich ihr entziehen - also auch Menschen ohne Einkommen oder Arbeit zahlen diese Steuern. Indirekte Steuern belasten Personen mit höherem Verdienst weniger stark als Personen mit niedrigerem Einkommen. Denn hat man genug Einkommen zur Verfügung, kann ein Teil davon gespart werden - weniger Vermögende müssen hingegen ihr gesamtes Geld für alltägliche Dinge ausgeben. Relativ zum verfügbaren Einkommen zahlt diese Einkommensgruppe also wesentlich mehr Konsumsteuern. Indirekte Steuern haben daher – genauso wie die Sozialversicherungsbeiträge - eine regressive Wirkung.
Bestandssteuern
Abgaben auf Grund, Boden und Vermögen treffen nur jene, die etwas besitzen. In Österreich hat es diese Gruppe besonders gut: Sie müssen im internationalen Vergleich auffallend wenig beitragen. Vom gesamten Steueraufkommen 2011 entfielen nur 1,2% auf vermögensbezogene Steuern, im OECD-Schnitt waren es immerhin 5,4% (vgl. OECD).
Andere Finanzierungsmöglichkeiten
Auch über Verschuldung können Staatsausgaben finanziert werden. Die Wirkung von Staatsschulden ist jedoch nicht für alle ÖsterreicherInnen gleich - auch wenn in den Medien gerne dieses Bild gezeichnet wird. Reiche sind nämlich öfter Gläubiger des Staates, investieren also ihr Geld und erhalten dafür Zinsen. Sie profitieren also sogar noch von der Staatsverschuldung, während ärmere von Ausgabenkürzungen des Staates stärker betroffen sind.
Zusammengefasst zeigt sich folgendes Bild: Die Progression der Lohn- und Einkommenssteuer wird durch Sozialversicherungsbeiträge und indirekte Steuern aufgehoben. Bezieht man die nicht vorhandene Besteuerung auf Erbschaften und die niedrige Besteuerung aus Kapitalerträgen mit ein, tragen Reiche deutlich weniger als NormalverdienerInnen zum Wohle der Allgemeinheit bei.
Umverteilung findet nicht statt. Haushalt mit höheren Einkommen tragen einen geringeren Anteil davon zur Finanzierung des Gemeinwesens bei.
Quellen
Berka, Christopher (2010): Steuermythen im Lichte der Budgetkrise. Zukunft 06/2010 - Diskussionszeitschrift für Politik, Gesellschaft und Kultur.
Guger, Alois / Marterbauer, Markus (2009): Umverteilung durch den Staat. In: WIFO-Monatsberichte 1/2009, 859-877.
OECD: Tax Policy Analysis - Revenue Statistics tax structures.
Reiss, Lukas / Köhler-Töglhofer, Walpurga (2011): Österreichs Steuerstruktur im internationalen Vergleich - eine statistisch-ökonomische Analyse. In: Geldpolitik & Wirtschaft Q1/11, 22-43.
www.verteilung.at - Das Informationsportal zeigt die Verteilung von Einkommen, Vermögen und Steuerleistung in Österreich.
www.steuermythen.at – Vom Schein zum Sein in der Steuerdiskussion
Reiche spenden genug für soziale Gerechtigkeit
Reiche sind so wohltätig
Die Gates, Buffetts, Mateschitzs und Haselsteiners dieser Welt erwecken den Eindruck, als ob sie als WohltäterInnen einen Großteil ihres Vermögens wieder in die Gesellschaft zurück fließen lassen. Medienwirksame Inszenierungen verbessern zum einen das Image der GeberInnen und zum anderen soll die Akzeptanz der Ungleichheit in der Bevölkerung erhöht werden. Brauchen wir also keine staatlichen Umverteilungsmaßnahmen mehr, weil sich die Reichen ohnehin freiwillig beteiligen?
Wie ist das mit den Spenden genau?
500 Millionen Euro haben die Österreicherinnen und Österreicher im Jahr 2012 gespendet. Staatliche Sozialausgaben machten mit 90 Milliarden das 180-fache davon aus. Anders ausgedrückt: 100 Euro staatlichen Ausgaben für Soziales stehen nur rund 55 Cent Spenden gegenüber - eine vergleichsweise bescheidene Summe. Umverteilung und sozialer Ausgleich müssen also ganz klar vom Staat gesteuert sein und können nicht privaten WohltäterInnen überlassen werden, wenn wir unsere Sozialstandards halten wollen. (Spendenbericht 2013 und Statistik Austria 2013)
Wer spendet?
Ungleichheit lässt sich nicht über das großzügige Verhalten von Reichen legitimieren. Es sind nämlich nicht die GroßspenderInnen, die das meiste geben, sondern die Summe der vielen kleinen SpenderInnen. 6 von 10 ÖsterreicherInnen haben bereits mindestens einmal gespendet - und zwar am ehesten für Kinder, Tiere oder gegen Hunger. Mit einem Durchschnittsbetrag von 92 Euro ist die Höhe der österreichischen Spenden im internationalen Vergleich zwar gering, aber dafür tragen überdurchschnittlich viele Menschen etwas bei (Spendenbericht 2013). Spenden kommen also nicht vorrangig von Reichen, sondern aus der breiten Bevölkerung.
Warum wird gespendet?
Über die wahren Motive von GroßspenderInnen lässt sich nur mutmaßen. Dass wohlhabende Menschen eine gewisse moralische Verantwortung der Gesellschaft gegenüber verspüren, soll nicht bestritten werden. Es bleibt allerdings zu hinterfragen, ob es nicht um die Beruhigung des eigenen Gewissens geht, weil die Umstände unter denen das Vermögen angehäuft wurde, nicht gerecht waren. Eventuell ist es auch der Wunsch nach einem besseren Image oder danach die Zugehörigkeit zu einer elitären Gruppe zu demonstrieren.
Egal, aus welchen Gründen gespendet wird: Spenden ist keine Alternative zu sozialstaatlicher Umverteilung durch den Sozialstaat, noch taugen Spenden als Legitimation von ungleicher Vermögensverteilung.
Quellen
Spendenbericht 2013, Fundraising Verband Austria (http://www.fundraising.at/LinkClick.aspx?fileticket=Ua7rQuLLYac%3d&tabid=421&language=de-DE)
Sozialausgaben 1990-2013, Statistik Austria, (https://www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/sozialschutz_nach_eu_konzept/sozialausgaben/)
Breeze, Beth/Lloyd, Teresa: Richer Lives. Why rich people give. London, 2013
Ostrower, Francie: Why the Wealthy Give. The Culture of Elite Philanthropy, Princeton New Jersey, 1995